Ratzefummel

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Ich hätte nicht laut “ Hai-ja “ rufen dürfen. Der scheppernde Ton von berstendem Plastik bahnte sich den Weg durch die Gänge des Büros.

Als der Drucker den zweiten Lieferschein fraß konnte ich einfach nicht anders. Ein präziser und harter Roundhouse-Kick gegen die Stapelblattanlage. Zack! Kaputt.

Ich verneigte mich gerade Hand in Faust vor meinem Opfer, als meine Chefin um die Ecke kam.

– “ Wer hat denn hier gerufen? Außerdem: Wer hat den Drucker beschädigt? Waren Sie das?“

– „Nein…“

– „Wer denn sonst? Erzählen Sie mir nicht wieder, es seien Ninjas ins Büro eingedrungen. Der Radiergummi-Raub ist noch nicht aufgeklärt.“

Ich musste subtiler gegen meinen Job vorgehen. Ich darf die Abneigung nicht so offensichtlich zeigen.
Mein Lieblingskollege Rudi war schlauer. Auch er hasste den Job, wurde nie müde das raushängen zu lassen und war der König der Ausreden:

– „Werte Frau Chefin, ich benutze keine externen Radiergummis! Der kleine am Ende des Stiftes genügt! Das sollte sich das ganze Büro mal zu Herzen nehmen. Wenn man nicht so hastig rubbelt, reicht der völlig aus. Man könnte gut Geld einsparen. Aber wer bin ich schon…“

Hintergrund unserer Gier nach Radiergummis, war unser Antrag auf eine Hüpfburg im Pausenraum. Dieser wurde unter Gelächter abgeschmettert. Wir waren gedemütigt und sahen uns gezwungen, selber Maßnahmen zu ergreifen. Wir beschlossen, erfinderisch zu werden. Zwei Säcke voller Radiergummis hatten wir schon gesammelt und wollten mit dem Kautschuk etwas Hüpfburg-ähnliches erschaffen. Wir wollten die kargen Päuschen mit Spaß füllen.

Aber so weit kamen wir nicht. Als Knut der Hausmeister wegrationalisiert werden sollte, war unser Radiergummi-Lager in seinem Büro in ernster Gefahr. Er war Mitwisser, Lagerist und wichtiger Ratgeber. Wir mussten früher als geplant handeln!

Also blieben wir so lange im Büro, bis wir alleine waren. Wir fingen an, die Radiergummis großzügig auf dem Boden des Pausenraumes zu verteilen.
Leider waren es zu wenig, um darauf zu Hüpfen. Mit 4 weiteren Tüten wären wir wahrscheinlich knapp ausgekommen.
Nach 6 Stunden hatten wir alle Radiergummis wieder eingesammelt.

Nach einer kurzen Beratungsrunde mit dem Hausmeister stand ein Plan. Wir versteckten die Radiergummis listig im Büro der Chefin. Wir hatten ja Knut’s Generalschlüssel. Rudi wollte am nächsten Tag in einem 4 – Augen Gespräch zufällig darauf hinweisen: „Ach, was haben wir denn da?“ … brilliant, meisterhafter Plan. Leider hatten wir die Kameras im ganzen Bürokomplex nicht bedacht.

Also nochmal auf diesem Wege: Hat jemand Jobs für einen Hausmeister und zwei hochmotivierte, kreative Verwaltungsangestellte?

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