Eine von Knetes größten Gaben war es, aus dem nichts ins das Nichts zu verschwinden. Gerade redete man noch mit ihm, ein Blick in die falsche Richtung oder eine Sekunde der Unaufmerksamkeit und Hepp! Weg war er. Wenn er Lust hatte, tauchte er irgendwo, irgendwann wieder auf. Das kam auf seine Gemütslage und auf die Tagesform an. Also behielt Sprotte, wenn sie zusammen unterwegs waren, ihn immer im Auge. So gut es ging.
Als ob die beiden nicht sowieso schon ein skurriles Paar abgaben, machte es diese Begebenheit nicht unbedingt besser. Der eine lief schwadronierend die Straße hinunter, der andere starrte ihn unentwegt an.
Man blickte sich kurz nach einem Betreuer um, wenn man sie so sah.
Sprotte war an sich sehr unsportlich. Aber sein größter skill war das Springen. Er konnte aus dem Stand unheimlich gut, hoch und weit springen. Es sah manchmal etwas unbeholfen aus, aber es war wirklich sehr weit.
Leider konnten beide keinen Profit aus ihren Talenten schlagen. Knete konnte zwar gut verschwinden, sich aber nicht gut zurecht finden. Genauso wenig wie Sprotte nicht schnell laufen konnte. Nur Springen.
Der Zirkus Roncalli wäre eine Alternative gewesen. Aber die hatten ausgebildete Artisten und Freaks en masse. Knete hatte sich vorsichtshalber schon erkundigt.
So sprangen und verschwanden sie unentgeltlich umher.
Eines Tages jedoch warteten Sie an einer Bushaltestelle, als ein junger Mann kam und mit einer Hand einen beachtlichen Zaubertrick vorführte. Sprotte wollte ihm erklären, wie viele Zaubertricks auf Physik basieren. Doch der Mann nahm eine Tüte, die Knete seit 3 Tagen mit sich führte und rannte blitzschnell los.
Irritiert blickte Sprotte umher. Knete war verschwunden.
Also sah Sprotte nur eine Möglichkeit. Er musste dem Dieb hinterher springen. Wie ein halbseitig gelähmtes Känguru sprang Sprotte hinter ihm her. Es sah sehr merkwürdig aus, war aber effektiv, da er mit jedem Sprung Tempo aufnahm. Wie beim Dreisprung ungefähr.
Der Mann drehte sich im rennen ein paar mal ungläubig um. Irgendwann trat Knete wie aus dem nichts hinter einem Ständer mit Grußkarten hervor und stellte ihm ein Bein.
Der Dieb fiel schwungvoll auf den Gehweg, ratschte ein wenig mir dem Kinn auf dem Asphalt, ließ die Tüte stehen und spurtete weiter. Knete nahm lächelnd die Tüte. „Ich wusste doch ihr kommt hier lang.“ Sprotte hechelte.
“ und? “ hechelte er “ jetzt?“
“ Na nix und “ Knete lief ein paar Schritte vor. “ Der hat seine Lektion gelernt, der Racker. “
“ Wie… aber wo warst eigentlich? “ dann winkte Sprotte ab. “ Egal. was war denn eigentlich da drin? “
“ Ach, nur Lego- und Duplosteine. Ich wollte mal probieren, ob die ineinander passen. Bin nur noch nicht dazu gekommen. “ Sprotte schüttelte den Kopf. Classic Knete.
“ Sollte das nämlich funktionieren, dann müssen die Ihr Konzept völlig neu überdenken.“ sagte Knete. „Stell die das mal vor! Gibt es eigentlich ein Duploland? Wenn nicht, dann würde ich mal schleunigst eins bauen.“
“ Das ist EIN Unternehmen. Duplo ist nur die Sparte für kleine Kinder. “ sagte Sprotte genervt.
“ So so … “
“ Ja dann waren meine ersten Pläne für ein Duploland also für die Mülltonne. “ ärgerte sich Knete.
“ Hast du Bock auf ein paar Klopse? Königsberger? “ fragte Sprotte.
Knete nickte. So gingen die beiden in den Sonnenuntergang. Sprotte behielt Knete vorsichtshalber im Auge. Zwei vergeudete Talente.